»Die Welt ist wieder ganz jetzt mein!«
»Das Warme hebt das Kalte auf!«
»Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.«
Selten hört man im Jahreslauf
so schwatzhaft blödes Blablabla,
als wenn es Lenz wird. Sonderbar.
Klar: Vögel fangen an zu lärmen,
Der Himmel bläut fast wolkenlos.
Der Mensch jedoch, statt still zu schwärmen,
macht Krach und Farbigkeit. Famos,
wie falsch er in der Welt rumsteht,
wenn Südwind kommt und Winter geht.
Die Leutchen werden dann poetisch
und blöd und regressiv und bunt.
Das Gegenteil ist, von ästhetisch,
der Frühlingsmensch. Die Frauen und
so ziemlich jeder Mann auch irrt
sich im Geschmack, wenn’s Frühling wird.
Sandalen wachsen an den Füßen,
gleich mit dem ersten Sonnenstrahl.
Die Beinfreiheit lässt jeden büßen,
der sie besehen muss. Aschfahl
sind Wade, Knöchel und das Knie.
Schön war des Winters Jalousie.
Das Muskel-T-Shirt bricht sich Bahn
ab zweistelliger Tempratur.
Und gleich dem jungen Aga Khan
trägt jeder Cabriofrisur,
der eine Sonnenbrille hat.
Das setzt den stärksten Frühling matt.
Der Ranzen spannt unter dem Hemd
Egal! Jetzt heißt es: Raus damit!
Nicht ist dem Frühlingsmenschen fremd,
solang es kindisch wirkt und fit.
Bunt muss es sein und musterdoof.
Frühling ist Geistes-Apostroph.
Hier seid Ihr Mensch, hier dürft Ihr’s sein.
Auch, wenn es zum Erschießen ist:
Ich nehm Euch hin, Ihr Frühlingspein,
bis es dann endlich Sommer ist.
Denn eines weiß ich sicher: Hinter
dem nächsten Herbst wird’s wieder Winter.