Es beugt sich aller Jünger Fuß
schon morgens mir zum Sonnengruß
und schafft mir Distinktionsgewinn,
wenn ich erstmal erleuchtet bin.
Bin ich erst Swami oder Meister,
gelingt mir alles. Und wie Kleister
kleben die Jünger dann an mir.
Und Jüngerinnen! Quel Plaisir!
Schon morgens wird recht viel gebetet,
danach ein Mandala geknetet.
Dann hört man mich mein Mantra summen,
bis alle Restsynapsen brummen.
Am Mittag kurz ein Geistweltschlaf,
später dann folgt nach Paragraph
drei/sieben vom Erleuchtgesetz
ein bissl Esokram-Geschwätz.
Dann schwebe ich, geh meditieren,
bin transzendent auf allen vieren,
und nachmittags um fünfe schon
hab ich dann frei. Als Mindestlohn
winkt mir Gesellschaft aller Damen
im Ashram – die mit Engelsnamen.
Nicht Dörte und nicht Jaqueline,
Jeanette nicht, nicht Caroline,
nein, um mich rum tragen die Damen
nur allerfeinste Seltsamnamen:
Sie heißen Sutra oder Kama
und sind mir süßes Liebes-Drama.
Auch finanziell: ganz ohne Sorgen
leb ich vom heut ins übermorgen.
Fast täglich mach ich oben drauf
in Genf ein neues Konto auf –
das alte ist schon wieder voll.
Denn das ist ja besonders toll:
Es schenken mir die Jünger das,
was ich so liebe: Geld en masse.
Wer trinkt schon Wasser, wenn er Wein
bekommen kann. Kein Schwein
versteht den ganzen Brahmaquatsch?
Ja und? Was solls? Kladderadatsch!
So toll ist mir das Meisterleben,
es kann kein bessres Leben geben.
Und alles hat dann endlich Sinn
– wenn ich erstmal erleuchtet bin.
Es werde!
So sei es.