Hilmar Schulze

Kurz vor seinem finalen Schwächeanfall war dies der letzte Gedankengang des kurhessischen Studiendirektors Hilmar Schulze (1945 – 2007): Dass jetzt gerade, um die Mittagszeit herum, genau die Art von Hitze herrsche, auf die er in italienischen Großstädten stets wie hungrig warte, um sodann geschwind aus dem Hotel zu eilen und zu schauen, was dort auf den Plätzen und in den Cafés los sei: nämlich nichts.

Vom Schauen

Ein simpler Trick von Hobbyastronomen: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, etwas richtig zu sehen, schauen Sie knapp daran vorbei. Die lichtempfindlichsten Teile unserer Augen (die wir zum Sehen schemenhafter Gegenstände brauchen) befinden sich am Rande des Bereichs, den wir normalerweise zum Scharfsehen benutzen.

Jonathan Safran Foer, Tiere essen
Kiepenheuer & Witsch, 2010

Früher war doch Farbe

Das macht mich jedesmal verrückt, es ist bewußtseinerweiternd und ich sitze atemlos davor: Fotos aus der Vergangenheit IN FARBE.

Für gewöhnlich denke ich nämlich die Vergangenheit in Schwarz und Weiß. Meine Geschichtsbücher waren grau bebildert und Farbe gibts da höchstens mal beim Führer oder wenn Willy Brand den roten Knopf fürs Farbfernsehen drückt.

Dass die Menschen früher auch schon farbig waren, ist sogar auf Fotos meiner Eltern nicht zu glauben. Erst mit meinen Brüdern und mir scheint ihr Leben farbiger geworden zu sein.

Mich bringts näher zu den Menschen. Auch wenn ich die abgebildeten Personen sofort für Darsteller halte – heute lebende Menschen, die in Kostüme geschlüpft sind, um mich zu verwirren. Ihr kleinen Teufel!

Merci an die „Denver Post“, die die Bilder veröffentlicht hat – und mal wieder an „boingboing.net“, die mich darauf aufmerksam machten.

http://blogs.denverpost.com/captured/2010/07/26/captured-america-in-color-from-1939-1943/

http://blogs.denverpost.com/captured/2009/10/21/color-photography-from-russian-in-the-early-1900s/?source=ARK_plog

32

Alle Menschen wollen immer noch einmal das Meer sehen und wenn sie dann am Meer ankommen, gucken sie doch nur traurig. Das Meer ist da, wo die Krabben wohnen und wo die bei der Suche nach dem letzten besten Satz verstummten Menschen sitzen.

Vielleicht fahren Menschen an das Meer in Filmen, Träumen und der Wirklichkeit, weil dort der Horizont weiter ist als sonst irgendwo, weil man nichts absehen kann und also hoffen, ob nicht vielleicht doch noch etwas Gutes vor einem liegt. Weil man am Meer sitzen und sehen kann und nichts tun als warten und sich dennoch etwas bewegt. Wenn Wellen wüßten, dass sie Tränen machen können, dass sie auf Abschiedsbildern sind, mit Musik unterlegt werden, dass sie dabei sind, wenn etwas unumstößlich zuende geht, wenn Wellen das wüßten und sich entscheiden könnten, vielleicht wäre alltäglich mit Stürmen zu rechnen.

Annika Scheffel, Ben, kookbooks 2010