Wie einmal alles anders gekommen war

Als mein Großvater einmal für kurze Zeit Wahlmünchner war – bevor er später in Schlesien als Reisender in Zwieback (Hultsch Zwieback, der beste Zwieback!) erst Regionalvertreter und dann sogar Assistenz-Sachbearbeiter im Hauptkontor wurde – als mein Großvater also damals den Vorsitz in der Münchner Prüfungskommision für angehende Zwieback-Vertreter innehatte, musste er im Ausbildungsjahrgang 1922 lediglich einen einzigen Prüfling ablehnen. „Seine Leistungen waren einfach zu schlecht!“, erzählte er uns später gern und immer wieder – und wirklich, er habe dem Bewerber damals die harte Wahrheit direkt ins Gesicht gesagt: „Zwieback-Verkäufer werden Sie nicht werden, junger Mann! Versuchen Sie irgendwas anderes, was bessres als den Tod finden Sie allemal!“ Der Durchgefallene spielte danach noch kurz mit dem Gedanken, seine vergeigte Prüfung anzufechten bzw. einen Marsch auf die Prüfungskommision zu organisieren. Er unterließ das dann aber aus unbekannten Gründen und so endete die Karriere als Zwiebackvertreter für Adolf Hitler noch bevor sie begonnen hatte.

Befehl ist Befehl

Frühmorgens schon durch Transparenzen
diktiert die Sonne: „Heute schwänzen!“

Zur Pausenzeit um zehn Uhr dann
herrscht sie: „Heut sind mal andre dran!“

Am Mittag, die Kantine platzt,
bestimmt sie: „Es wird durchgeratzt!“

Wenn nachmittags Fabriken schließen,
gebietet sie den Träumen: „sprießen!“

Erst kurz vor Abend, blaue Stunde,
legt einen Finger in die Wunde

mein Alter Ego mit Radau
und heißt mich eine faule Sau.

Ich schrecke hoch. Gelobe schon
mir Bess’rung … da, grad vom Balkon

befiehlt durch letzte Transparenzen
die Sonne: „Morgen wieder schwänzen!“

Damen und Herren

Herren, die im Zug mir gegenüber beim Lesen so aussehen, als würden sie schlafen, sollen verdammt sein auf ewig und auch soll die Frucht ihres Leibes verdammt sein auf ewig, denn sie erschrecken mich jedesmal fast zu Tode, wenn sie plötzlich und unvermittelt ihre Zeitung umblättern. Hingegen Damen, die beim Schlafen so aussehen als würden sie lesen, die will ich gern lobpreisen und nach Kräften besingen – ja, solcherart Damen können mich sogar gern mal anrufen, ich rücke in meinem Bett mit Freude ein klein wenig zur Seite.