Von der Erfindung der Arten

Wenn ich das so bei Licht beseh:
den Mensch, die Wurst, den DFB –
was unsre Welt besonders macht,
hat klar sich einer ausgedacht.

Das macht sich ja nicht von allein:
die Liebe und das Einsamsein.
Auch existiert nicht einfach so
der Straps, der Mops, das Haferstroh.

Glaubt wirklich jemand, dass das geht,
dass eins aus anderem entsteht;
dass Päpste und Helene Fischer
erblühten im Vererbungsmischer?

Nein, nein, das muss schon jemand wollen!
Giraffen, Cappuccino, Schollen,
Bikini – schlicht zu kompliziert,
als dass das einfach existiert.

Auch Zungenkuss und Koitus
sind was, was wer erfinden muss.
Die Katze hat ein viertes Bein –
das kann ja kaum ein Zufall sein!

Und wär nicht jemand stark gewillt,
gäb’s doch nicht so was wie die Bild
und Ebola und Krimradau –
IS, die ganze Tagesschau!

Das kann nicht Zeit, nicht Progression,
schon gar nicht kann’s Evolution.
Da braucht es einen echten Könner
und wahren Sugardaddy-Gönner.

So gut wie er kann es im Kosmos keiner:
Ein Hoch auf den Intelligent Designer!

Auf hohem Niveau

Nichts geschrieben. Kein Gedicht.
Keine Zeile. Wieder nicht.
Hab nichts an der Verseangel.
Chronischer Trochäenmangel.

Endreimmäßig leerer Kopf.
Muß ich an den Jambentropf?
Weiß ja kaum noch, wer ich bin.
Krieg nicht mal nen Blankvers hin.

Oder nen Kalenderspruch.
Komplizierter Paarreim-Bruch.
Ach, wie schön das jetzt doch wäre:
Ende dieser Lyrik-Leere.

Keine Lust so abzuloosen.
Brauche Hilfe, suche Musen.
Hätte wirklich viel viel lieber
chronisches Sonettefieber.

Sehne mich seit langem schon
nach ner Überrreimfunktion.
Muss ja gar nichts Dolles sein –
’s reicht ein Versfuß oder -bein,

Palindrom, auch gern invers,
oder ein klein Knittelvers.
Auch zufrieden wär ich schon
mit nem raschem Distichon.

Also wisset, gut und kurz:
Wünsche mir Metaphernsturz.
Oder noch, auf jeden Fall,
besser: Lyrikbrechdurchfall.

Mensch, wir haben unsja lange nicht gesehen

Sag, weißt du noch, wie wir verliebt und leicht
rotzfrech in jedes offne Bettchen hüpften
und arglos wie zwei Fischlein ineinander schlüpften?
Sag, weißt du noch, wie unverfroren seicht

wir die bekeuchten, warmen Laken lüpften
und wie es war, wenn gänzlich wir erweicht
im Hahnenschrei – da warn wir unerreicht! –
gemeinsam uns das Nichts zum großen Einmaleins verknüpften …

Du schüttelst Deinen Kopf? Wie, bitte sehr?
Was das jetzt soll? Was? Wieso Kinderein?!
Das war so nicht? Und viel zu lang schon her?

Klar war das so! Da schwör ich Stein und Bein!
Hä? Du erinnerst dich nicht mehr?
Wie wir …? Und dass …?! Das kann ja wohl nicht sein!

Was? Du musst los? Der Rush-Hour-Verkehr …?
Ja, tschüssi! Dann … erinner ich mich halt allein …