Drei Dinge

Dinge, die mir nie was gaben:
Wellen machen mich nicht munter
Berge ziehn mich immer runter
Täler sind mir zu erhaben

Dinge, die mich mutlos machen:
Blumen lassen mich verblöden
Tiere tuen mich nur öden
Frauen bringen mich zum Lachen

Dinge, die mich stets erfreuen:
Kuchen, wenn sie fast gelungen
Lieder, wenn sie traurig klungen
Pferde, wenn sie vor mir scheuen

Vom Kleinen Mann

Am Abend sitzt der Kleine Mann im Zimmer
er weiß nicht recht wohin und nicht wozu
er findet keinen Frieden, keine Ruh
drum geht er in die Kneipe, so wie immer

Hier lässt er sich vom süßen Leben locken
Die Kneipe ist das Nest des Kleinen Mannes.
Hier spürt er: Ich will fliegen und ich kann es!
Dann denkt er: Kleiner Mann! Und bleibt still hocken.

Die Kneipe aber lässt ihn das kaum spüren.
Hier darf er Abends bei der Champions League
ein Teil sein von dem Kleine-Männer-Krieg
und laut sein Team ins Halbfinale führen.

Hier ist das kleine-Männer-Reservat.
Hier ist er wer. Hier zählt, was er erzählt.
Hier fühlt er sich von jedem Bier erwählt.
Hier gibt er ungefragt gern manchen guten Rat.

Hier plappert er ganz froh, hält große Reden.
Hier schwadroniert er wunderwas herbei.
Hier hat er Ruhe vor der Barbarei.
Hier ist des Kleinen Mannes Garten Eden.

Hier schielt jedoch der kleine Mann nach zuviel Bier
auch schon mal übern Tresen, und er späht
zur Kellnerin. Er weiß, dass da was geht.
Sie will’s doch auch! Er müsste sie nur fragen, jetzt und hier.

Stumm glotzend wird von Abenteuern phantasiert
und an die große Leidenschaft geglaubt.
Die Theke aber teilt die Welt. Und überhaupt:
Die Kellnerin hat Kickboxen trainiert.

Nach siebzehn Bier erstrahlt er dann in Glimmer.
Er zahlt und lächelt, nickt und geht nach Haus.
Für heute sind die Abenteuer aus.
Dann sitzt der Kleine Mann wieder im Zimmer.

Jetzt nicht schwächeln, Wladimir!

Lass dich bloß nicht weichverhandeln!
Mach jetzt keine Atempause!
Dies ist deine Zeit zum Handeln:
Hol auch uns zu dir nach Hause!

Hol auch uns an Deinen Busen!
Ohne dich sind wir allein.
Schau, wir wollen mit dir schmusen.
Krim kann nur der Anfang sein.

Sieh dir doch den Globus an:
Ist nicht alles Russenreich?
Schließ jetzt endlich Schweden an,
Wuppertal und Österreich!

Lass die andern ruhig reden.
Du bleib auf der Einkaufstour:
Hol dir noch den Garten Eden
und dann Mühlheim an der Ruhr!

Schau, wir sind doch alle Russen,
wie der Gérard Depardieu!
Wir gehören freigeschussen
und vereinigt peu a peu!

Einig Reich des Putin-Bären,
überall – von dort bis hier.
Wärs nicht schön, wir alle wären
Deine Kinder, Wladimir?

Was sagst du? Jetzt ist erst Polen
und danach Mallorca dran?
Aber dann kommst du uns holen?
– Wir ziehn schon mal die Schuhe an.

Für ein hier nicht anwesendes Bild

Im Ehrenhof zu Düsseldorf,
da ist es schön wie nie.
Da kann ich fein besinnlich sein,
da geh ich langsam in die Knie.

Im Ehrenhof zu Düsseldorf,
da wo’s am schönsten ist,
da zeige ich mich ungeniert
als junger Exhibitionist.

Im Ehrenhof zu Düsseldorf,
da spür ich süßen Schmerz.
Ich mach mich nackt, ich bin ganz frei,
ich spür mein steinern wildes Herz.

Im Ehrenhof zu Düsseldorf,
da denk ich in der Nacht:
Ich habe fast ganz Deutschland schon
so um den Schlaf gebracht.

Im Ehrenhof zu Düsseldorf,
da lächle ich gescheit:
So nackt, mit kleinem Piephahn dran,
bin Heinrich Heine ich geweiht.

(das zugehörige Bild findet man hier)