Aufbruch
Schatzi, heut zum Abendbrot
kommen Heiland und der Tod.
Wollen gerne mit uns speisen
und danach nach Spanien reisen.
Wieso Spanien? Keine Ahnung!
Doch das Essen bedarf Planung.
Heiland ist nicht irgendwer!
Haben wir noch Camembert?
Auch der Tod ist ein Gourmet.
Wärm ihm doch Dein Pilz-Soufflé.
Und vom allerbesten Wein
schenken wir den beiden ein.
Sollen nochmal richtig lachen,
essen, reden, Faxen machen.
Denn vor einer großen Reise
wirken kräftigend die Speise
und der Trank. Am Ende dann
stoßen wir auf’s Leben an.
Und nach diesem Gaumenschmaus
schmeissen wir die Kerle raus.
Tschüssi Heiland, Goodbye Tod!
Scheiss auf euer Angebot
von der Hoffnung, von der Angst!
Wenn wir beide, mittenmangst
in den warmen weichen Betten,
froh uns ineinander retten,
wenn wir hasten, feuertrunken –
wer braucht da die zwei Halunken?
Endlich Gewissheit
Für ein hier nicht anwesendes Bild
Distorsion? Da will ich wissen:
Ist es Tonne oder Kissen?
Oder meint es hier Verstauchung
durch zu häufige Gebrauchung?
Kann es leider nicht erkennen,
muss stattdessen Lob benennen:
Dieses Bild hab ich sehr lieb
(liegt nicht nur am Nudelsieb).
Auch die Kacheln, Schäumer, Dose
und dann die Metamorphose:
Dinge, die ’nen Körper hatten,
enden hier als weiche Schatten.
Ach, das mag ich gerne sehn,
kann ungeküsst nach Hause gehn.
Von Herzen
Oberes Management
Gott stieg frisch vergnügt und munter
von der Frau Madame herunter,
duschte kurz und saß dann schon
frisch rasiert auf seinem Thron.
Drehte Räder, drückte Schalter,
denn der große Weltenwalter
tat nichts lieber nach dem Nudeln,
als an seiner Welt rumdudeln.
Drückte hier und schraubte da,
frostete Amerika,
machte Gandalf und den Zwerg,
lenkte Schumacher zum Berg,
lötete ganz selbstvergessen
Gelsenkirchen, Sidney, Essen,
schuf den Menschen, dann das Tier,
Zinseszins und das Klavier.
Frau Madame, noch leicht benommen,
war ihm schleichend nachgekommen,
sah ihn an den großen Hebeln
rumfuhrwerken, schuften, säbeln.
Und sie schmunzelte und lachte,
schüttelte den Kopf und dachte:
– Schön, dass er ein Hobby hat!
Gott, mein kleiner Nimmersatt,
schafft und baut, weil er es kann,
ist halt doch ein rechter Mann.
Erst die Bestie im Bett,
und dann spielt er hier so nett. –
Immerhin mit Mutter Erde!
Dass nicht ödipal es werde,
rief sie über offnem Mieder:
»Spielen kannst du später wieder!
Lass doch jetzt das Weltenlenken,
tu mir lieber Freude schenken!«
Das ließ Gott sich ohne Fragen
keineswegens zweimal sagen.
Frisch erregt, Hals über Kopf,
drückte er den roten Knopf,
blies der Welt die Lichter aus,
sprang ins Bett mit Frau und Maus.
Für Fotomodels
Die Fünf Tibeter
Hört, Leut, Euch die Geschichte an,
von der man vieles lernen kann:
Fünf Männer gingen übers Land,
die warn in Tibet wohlbekannt.
Der Erste, der recht seltsam stank,
ward schwer und überraschend krank.
Er nahm dagegen Globuli
und starb deswegen viel zu früh.
Der Zweite war ein Herzensmann,
der herzte, wo man herzen kann.
Er ward geliebt mit Haut und Haarn
und dann vom Auto überfahrn.
Der Dritte war Inkarnation
von Friedrich Zwo, samt dessen Thron.
Der Thron war schwer und allzubald
riss es ihn in den Gletscherspalt.
Der Vierte hatte zwar kein Geld,
jedoch Kontakt zur Geisterwelt.
Er hörte Stimmen, nicht zu knapp,
bald drauf gab er den Löffel ab.
Der Fünfte war der letzte dann.
Ganz Tibet blickte auf den Mann.
Er aber hatte schlechtes Karma,
verschied als letzter Dalai Lama.
Nun zur Moral. Im neuen Jahr
denkt Ihr vielleicht: Wie wunderbar,
wir schmeissen uns ins Leben rein –
gemeinsam ist man nie allein.
Lasst diese Fünf Euch Mahnung sein.
Vermisst jemand einen Nishikigoi?
Aller Anfang
Grad habe ich es erst erworben,
schon riecht es irgendwie nicht gut.
Kaum hinzusehen reicht mein Mut.
Es glänzt so seltsam grün verdorben.
Noch gestern war es doch so neu
und sahnig weiß und schön und frisch.
Jetzt liegt es tranig auf dem Tisch,
mit dem Hautgout von Katzenstreu.
So kann man das doch wirklich nicht gebrauchen.
Das hatt ich nicht im kühnsten Traum erwartet.
Ich glaub, ich fang gleich wieder an zu rauchen!
Hier ist Betrug im Spiel, wie abgekartet:
Statt sanft und blümerant mich anzuhauchen,
ist Zwanzigvierzehn schon voll durchgestartet.