Epilog des Dezember5. Akt, 4. Szene

Nö nö, ich fühl mich nicht wie der Verpetzte.
Klar stünd ich gerne mal am Anfang, bitte!
Oder von mir aus auch mal in der Mitte.
Doch eigentlich bin ich ganz gern der Letzte.

Ich weiß, ich bin nicht Baum und auch nicht Borke
und niemand kann sich recht mit mir verbinden.
Auch wartet jeder jetzt auf mein Verschwinden,
weil: Niemand findet den Dezember knorke.

Sogar die Depressivsten sind so klug,
mir aus dem Weg zu gehn und mich zu meiden.
Dafür verkürzen sie sogar ihr Leiden
und schmeissen sich schon im November vor den Zug.

Das juckt mich nicht, ich packe und bin weg.
Ich will mir mit September einen saufen.
Das Jahr ist jetzt ja sowieso gelaufen.
Ich geh, und Ihr kriegt Januar, den Geck!

Der macht ganz frisch auf neue dicke Hose,
verspricht Euch fett: Jetzt fängts von vorne an!
Und ihr, wie immer willig, glaubt daran
und setzt voll auf die Gute-Vorsatz-Chose.

Von nun an wollt ihr nur noch fettfrei kochen,
lasst Fluppen Fluppen sein und Biere stehn
Das kann von mir aus gern so weiter gehn –
so bleibt dann mehr für mich, die nächsten Wochen.

Fett, trunken, rauchend will ich tüchtig glücklich sein.
Ich mach schonmal das Licht aus. Tschüssi! Kommt gut rein!

Am Ende

Zwovierzehn tritt ans Runder. Allenthalben
macht Rückschau sich nun breit und Sentiment.
Man feiert alles Gute transzendent,
auf Wunden schmiert man heilserwartend Salben.

Man steht, im fünften Monat nach dem siebten,
ganz weich im Leben rum und blickt nach vorn.
Man legt die Harmonie über den Zorn
und liegt, so man sie hat, bei der Geliebten.

Man sagt, dies sei die Zeit, sich zu verändern.
Man ändert sich. Und lässt es wieder sein.
Vielleicht fährt man zum Ausruhn an den Rhein.
Vielleicht kommt man zu sich in fremden Ländern.

Auch plagen einen seltsame Gespenster.
Man ist dem Leben nicht so auf der Spur.
Viel öfter schaut man jetzt auch auf die Uhr
und morgens manchmal länger aus dem Fenster.

Am Ende neigt man zur Melancholie
und kriegt sentimental sehr hohes Fieber.
Man hört die alten Platten jetzt viel lieber.
Am Ende klingen sie so schön wie nie.

So ist der zwölfte Monat unser bester.
Er zaubert wie kein andrer zaubern kann
und magisch zieht er uns in seinen Bann.
Sein größter Trick heißt: Sehnsucht zu Silvester.

Alles guti!

Vögel tölpeln durch die Blätter
Hasen schlingern durch den Hain
Bieber raspeln dünne Bretter
Eichhorn lässt das Rauchen sein

Schnurrend legt das Lamm sich nieder
Leise summt und brummt die Kuh
Kranich kaltpresst sein Gefieder
Seelig schlummert Känguruh

Freundlich grüßt die Winselstute
Buckelnd gähnt die kleine Katz
Bernhardiner hebt die Rute
Eule rechtschreibt einen Satz

Unsereins nimmt KaffeeKuchen
nach dem Gang durch die Natur
Wollte dort nach Fehlern suchen
Doch von Fehlern keine Spur

Verworfene Version

Die Sonne scheint, als wäre nichts gewesen.
Dabei ist seit dem Sommer viel passiert.
Du bist aus meinem Leben rausmarschiert.
Ich habe Dostojewski ganz gelesen.

Fast wäre ich daran sogar krepiert.
Die Katze ist dann auch nicht mehr genesen.
Du hast dich neu verliebt – und neue Besen,
das weiß man ja … Das hat mich kurz verwirrt.

Als Solo hab ich bisher nicht brilliert.
Was soll’s. Es bleibt kaum etwas außer Spesen.
Nicht, dass dich das jetzt groß noch intressiert.

Ich geh nun oft alleine zum Chinesen.
Im großen Ganzen läuft es wie geschmiert.
Die Sonne scheint, als wäre nichts gewesen.