Gedanken am Kindbett

Das sei für alles Weitre Dir ein gutes Omen,
dass du geboren wurdest mit dermaßen Glück:
Dein Vater hat nur dieses winzigkleine Stück
an dich vererbt von seinen Chromosomen.

Es fehlt gottlob komplett die Schönheit seiner Sippe,
der Schleierblick, die Zähne deines Vaters Tanten.
Dir flieht auch nicht die Stirn, wie deinen Blutsverwandten,
dir hängt nicht trottelig herab die Sabber-Lippe.

Du hast so zarte Öhrchen – und nicht die von Opa,
nicht Onkels dämliches und grenzdebiles Lachen.
Du kommst auf diese Welt, ganz frei von schlimmen Sachen,
doch leider in die nichtsnutzigste Truppe von Europa.

Wenn also William ruft „Der Vater – schaut, ich bin’s!“
dann fragen wir uns schon: Hat er da wirklich Recht?
Weil – für einen aus dem Windsorschen Geschlecht
da bist du schlicht zu schön, Your Royal Highness Kleiner Prinz.

Julimorgen

Da drüben schwirrt ein meckerndes Gelach
Von hinten klingt das Klirren kleiner Tassen
So langsam wird der Tag halbwach
Und kriegt in aller Schönheit sich zu fassen

Espresso dampft sich schneidend eine Spur
Am Nebentisch wird leis und schnell gesprochen
Der Himmel ist vollrohr azur
Nie hat ein Morgen besser je gerochen

Drei Herren trinken Bier sans Alcohol
Auf Schlappen murrt ein Gast sich seine Wege
Ein Tauber plustert sich frivol
Der Wind entführt Serviette und Belege

Dann plötzlich wird es laut, der Trott beginnt
Ein Kellner singt am Nebentisch Schmonzetten
Die Götter sind uns wohlgesinnt
Der Tag ist durch sich selbst nur noch zu retten

Nur manchmal

Ihm fehlt ihre Stimme, ihm fehlt ihr Geruch,
ihm fehlt ihrer Herrlichkeit Pracht.
Ihm fehlt, wie sie abends um acht
dem Bade entsteigt und im Badetuch

mit ihm sich gesellt in die kommende Nacht.
Sie fehlt ihm als offenes Buch.
Ihm fehlt jeder einz’lne Versuch,
mit dem sie die Welt ihm verhundertfacht.

Ihm fehlt ganz banal ihre Haut und ihr Haar.
Sie fehlt ihm als Gegengewicht
gegen das eicherne Mobiliar

des Lebens. Ihm fehlt ihr Gesicht.
Ihm fehlt wie es damals halt war.
Nur manchmal, da fehlt sie ihm nicht.

Lang überfällige Würdigung

Der Eros ist ein prächtig Ding,
mit Pomp und Glanz behangen.
Er weckt mit seinem Klingeling
ein mächtiges Verlangen.

Vor kurzem galt er noch als tot
und roch ein wenig ranzig,
jetzt gibt es ihn im Angebot
für dreiundfünfzig zwanzig.

Der Eros ist ein Hauptgewinn.
Ob draußen oder drinnen:
Wir geben uns ihm lächelnd hin
mit allen siebzehn Sinnen.

Denn sind wir groß und sind wir klein,
fehlt uns auch der Verstand –
wir wollen wie der Eros sein,
so flott und flamboyant.

Sonetteltes Verschlüss

Sogar Gedichte 001110011011101110010011001 verschlüsseln,
100100000111010001001000000100000011101000 NSA und BND!
0010110111001100101001011100110010100101110 dem Kanapee
mit großen 110010001000000100011011000111 und Schüsseln.

Das ist 1001011100100000011110010110100 oder Negligé.
Nun also 100000010011110111011001100001011 Datenrüsseln.
00110111100100000011001000111001 Dechiffrierungsschlüsseln.
Ist das denn 110010001000000100111101110 ins Dekolleté?

0100001001100101001000000111001101 ja grad der Witz!
Und das 010000001111001011011110111010101 als abgemacht
Wer vorn 01101001011011100110010101110 ist hinten spitz

Seit Stunden 011110111000010110110001110100 verbracht
mir all 00011011110010000001100100011 oder Lakritz
11001-11001-11001-11001! Hab selten so gelacht!