„Aber es darf schon was mit Liebe zu tun haben, oder bestehen da eventuell Abneigungen gegen Liebe?“ So hatte mich die Buchhändlerin grad noch gefragt und war dann mit einem „Ah, das hab ich was für Sie!“ im ersten Stock verschwunden, als ich hinter dem Regal mit den Bestsellern die schöne Frau bemerkte. Hoppla, dachte ich, das ist aber eine schöne Frau! Und steht da wirklich „Harems-Dame“ auf dem Titel des Buches, das sie durchblättert? Harems-Dame – o là là – da stellt man sich doch gern ein bisschen was vor. Und gut sieht sie auch noch aus, die schöne Frau. Ich also rasch mit den Fingern durchs Haar, kurze Mundgeruchskontrolle … hcccchhh … geht noch! – und forschen Schrittes auf sie zu … Stop! – von wegen Harems-Dame: Hannah Arendt! Na, da hätte mir meine Kurzsichtigkeit doch beinah einen banalen, bösen Scherz bereitet.
The winner takes it allauf Lunge
Für’s Wohnmobil
sieh’s mal so
schwer verletzt
wund geleckt
fast verpetzt
gut versteckt
bass erstaunt
hell erwacht
stumm geraunt
klar gedacht
zart gefühl
leicht gewicht
tief gewühl
klein gedicht
Sie hat wohl „Ja!“ gesagt
Bei Melancholie 3 x täglich
Vom Schweren nur das Leichtere
Vom Wenigen das Vielzuviele
Vom Tiefen nur das Seichtere
Vom Siedendheißen nur das Kühle
Vom Stumpfen nur das Strahlende
Vom Angezogenen das Nackte
Vom Schlaffen das sich Aalende
Vom Kinderleichten das Vertrackte
Vom Schönen nur das kratzig Raue
Von den Türmen nur den Eiffel
Vom Dunkel nur das Dunkelblaue
Von Gewissheit nur den Zweifel
Von den Plätzen die verbauten
Von den Speisen nur das Mus
Von den Witzen die versauten
Von den Vögeln die zu Fuß
Und vom Dichten nur das Lichte
Und vom Frieden nur den Krieg
Und von Brecht nur die Gedichte
Und von Gott nur Bachs Musik
Buschzulage
Vaters Rat
Muss man seinen Frieden machen,
mit sich selbst und alle den Sachen
die einem so ähnlich sehn?
Muss man mit dem Mainstream gehn?
Ja, es nutzt ja nichts: Man muss
mitgehn bis zum bittren Schluss.
Etwas bessres als den Tod
gibt es nur zum Abendbrot.
Kann man denn nicht anders bleiben?
Revolutionäres schreiben?
Irgendwie sein eignes Ding
durchziehn – als ein Dichterling?
Nein, das kann man eben nicht.
Nicht als kleines Arschgesicht.
Denn, das sag ich Dir mein Sohn,
Mittelmaß ist Gotteslohn.
Wirklich? Hätt ich nicht gedacht.
Klappe! Jetzt wird mitgemacht!
Dacht’, dass ich besonders wär’
Ist denn wirklich das so schwer:
Bist schon deiner Herkunft wegen
allem Größren unterlegen.
Tu schön wie Dein alter Vater:
Werd auch du ein Bankberater.
Survival of the fittest
Des Schatzes Rückkehr
Im Intercity Leverkusen-Genf
sitzt in Verkleidung JIM mit scharfem Plan.
Die Goldreserven fahren mit der Bahn,
getarnt als hundertzwanzig Tonnen Senf.
Mit Chloroform schickt Jim die zwölf Bewacher
in tiefen Schlaf, die kurze Zeit muss reichen.
Das FRÄULEIN B. stellt unterdess die Weichen,
nach raschem Stellwerk-und-Pistolen-Schacher.
Bei Worms lenkt man die schweren Wagen in den Rhein.
In nicht mal drei Sekunden sinkt das goldne Glück,
die Geiseln durfte kurz zuvor das SEK befrein.
Walkürenhaft wie noch im schönsten Wagnerstück
erstrahlt das Fräulein auf der Flucht im güldnen Schein:
Zwei schöne Barren hielt der Jim privat zurück.