Der Zug endet hier

Als grad mein Zug anfährt mit Ruck und lautem Schrill,
am Sonntagnachmittag im Bordbistro, halb vier,
da setzt sich an den Tisch gleich gegenüber mir
die Schönheit in Person und lächelt sanft und still.

Mit einem Schlag stockt mir der Atem. Jetzt und hier
die Schönheit selbst! Welch Emotionen-Overkill:
Dieweil sie sich vom Kellner Suppe wünscht mit Dill,
wünsch ich mich voller Sehnsucht und Hormon zu ihr.

Jetzt oder nie! Ich sprech sie an! Nur Haaresbreite
trennt mich von Glück. „Äh, hallo …“ Doch wie eifersüchtig
naht da der Schaffner. Sie erstarrt und blickt zur Seite.

Gleich ist er schon bei uns, er kontrolliert sehr tüchtig.
Da springt sie auf, rafft ihre Jacke, sucht das Weite.
Nein, nicht doch! Bleib!! – Ich spür, wie ich ins Dunkle gleite …
Verzweifelt ess ich später ihre Suppe. Wahre Schönheit ist halt flüchtig.

Da draußen

(aus gegebenem Anlass mit neuem Schluss)

Männer, die mit Pudeln gehen
Frauen, die nach Kleidern sehen
Kinder, die vorüberwehen
Hunde, die um Gnade flehen

Rollis, die lang Kette rauchen
Raucher, die sanft Anschwung brauchen
Menschen, die die Sonne schmauchen
Katzen, die die Welt anfauchen

Jungs, die sich das Bein vertreten
Mädchen, die um Schönheit beten
Kinder, die auf Hopsgeräten
hopsen, in entleerten Städten

Gitter vor den Juwelieren
Omas, die, von alten Tieren
launisch kommandiert, mit ihren
Hackenporsches rumflanieren

Farben, die sich nicht verschonen
Dinge, die sich kaum je lohnen
Häuser, die bei Menschen wohnen
Draußen in Fußgängerzonen

Muntres Treiben, hahaha
Volle Welt, wie wunderbar
Menschenwirrnis, blablabla
Mitten in der Innensta

Die drei

Neben das Bettchen auf samtweiche Plätze
legt er am Abend in feinster Manier
zärtlich die wichtigsten drei seiner Schätze:
Das Dings, und das Bums, und den Armreif von ihr.

Jeder der Schätze hilft ihm durch die Nächte,
schützt ihn vor Seelenpein, Gilb und dem Tod.
Dings steht fürs Wahre, und Bums für das Echte.
Beide sind da, wenn ihm Überdruss droht.

Wandelt er aber im Schlaf durch die Wohnung,
schreckt dann hart auf aus dem Albtraumgebiet,
schafft beim Erwachen ihr Armreif ihm Schonung,
den er im Zwielicht beim Bett liegen sieht.

Das muss man wissen: Sie ist jetzt woanders,
ist schon seit Wochen ihm nichts als Phantom.
Erwacht er im Zentrum des Nachtdurcheinanders,
hilft ihm das Stück als Gefühlsmetronom.

So weist er fast jeden Schmerz auf die Plätze.
Ist nicht allein, denn es liegen Spalier
die wichtigsten drei seiner wenigen Schätze:
Das Dings, und das Bums, und der Armreif von ihr.