Aut idem
Es stärkt die Lebenskraft und ist sehr nett,
hilft nebenbei die Seele weiten,
wenn ähnlich sich der Jahreszeiten
ein Wechsel einstellt auch im Bett.
Es schärft die Sinne, wenn man sich beizeiten
orientiert zum Neu-Duett.
Jedwede Dame scheint dafür adrett:
die doofen und auch die gescheiten.
Schnutzpiepegal! Man darf frohlocken.
Denn einer jeden sind so mannigfaltig tief
und allerschönst Genüsse zu entlocken.
Man lernt von einer das, und dies von jener.
Und überhaupt: wer viel mit vielen schlief
schläft auch viel tiefer und bleibt homogener.
Veltins
Brave new world
Wenn Tasten klemmen und es streikt die gottverdammte Maus
Wenn sich das Scrollrad ums Verrecken nicht mehr dreht
Wenn du’s schon angeschaltet hast und wieder aus
Wenn trotzdem im Computer nichts mehr richtig geht
Wenn die beschissne Fehlermeldung dir die Sicht versperrt
Wenn dann der Cursor zuckt, als hätte er Tourette
Wenn streikend dich dein Textprogramm entehrt
Wenn du zum Rechner-Nichtsnutz regredierst, komplett
Wenn die gesamte Welt da draußen nicht erreichbar ist
Wenn da, wo Daten waren, nur noch eins ist: Quatsch
Wenn facebook nicht mehr weiß, wo du grad bist
Wenn du versinkst im arschgeweihten Rechner-Matsch
Wenn keine mail mehr ankommt und stattdessen nur noch Spam
Wenn Monitore sich ins blaue Nichts verlaufen
Wenn dir der Laptop stirbt mit sanftem leisen »Wham!«
Dann mußt Du Dir wohl einen neuen Rechner kaufen
Und sieh: Es wird gleich alles besser mit dem Neumodell
Und schau: Die Texte schreiben sich fast von allein
Und da: Es funzt gleich alles und geht superschnell
Und hier: Die Maus läuft prima … Hallo? Maus? He!! Maus!!! … Oh nein!
Frau Sonne weiß Bescheid
Neulich im Urlaub
Du schreibst an mir sehr unbekannte Leute.
Ich auch. Ich schreibe viel von dir.
Du auch. Es ist Postkartenschreibtag heute.
Jetzt wissen Freunde was von dir und mir.
Aus dem Albvereinsliederbuch
Scheint die helle Sonne, // Welche Wonne, // Scheint ins weite Land hinein: // Singen wir ein frisches Lied, // Und wer mit uns zieht, // Singt es fröhlich mit. // Falala, komm doch mit! // Komm doch mit uns in die Welt
Richtung Frankfurt
Stille herrscht im Bordbistro.
Nur des Kellners Stimme tönt:
»Kleines Pils, drei Euro! So!«
Mensch, was werden wir verwöhnt.
Frühling
… da aber seit je ein unreflektiertes Selbstbild als Inbegriff der Dummheit gilt, muss es Reservate geben, in denen man der Gefahr praktischer Verdummung begegnen und die Kontingenz des eigenen Soseins gefahrlos schätzen kann. Dieser Bereich ist traditionellerweise die Kunst, vor allem die Literatur.
Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt