Am Abend

Es geht vor der Heia und nach dem Gebet
noch einmal ins Wortwerk, zu sehn, was da geht.

Vor seeligem Schlummer, mit schläfriger Hand,
sortier ich nochmal: was war gut, amüsant?

Der Tag ist am Abend vertändelt, vertan.
Und doch – ich setze den Stift nochmal an:

Wenn alles getan ist, gespült und gewischt,
dann schreib ich mir abends ein letztes Gedischt.

Erster holpriger Versuch über Pläne der näheren Zukunft

Was kann man in Venedig dichten?
Den Reim vom Dogen, der viel trinkt.
Die Verse einer Stadt, die sinkt.
Das Lied vom Gondolier, der hinkt.
Das kann man in Venedig dichten!

Was soll man in Venedig dichten?
Tiraden auf das Aqua Alta.
Loblieder auf Palastgestalter,
und immer auch auf Onkel Walter.
Das soll man in Venedig dichten!

Was muss man in Venedig dichten?
Ein klein Libretto von San Marco.
Ein großes vom Hotel Ca Arco.
Und eins vom Flitterwochen-Quarko.
Das muss man in Venedig dichten!

Was soll man in hier jedoch beschweigen?
Lagunenwasser, hypertroph.
Die Kargheit in des Dogen Hof.
Die Kreuzfahrt-Touri-Katastroph.
Das soll man hier jedoch beschweigen!

Adorno auf Pause

Das Fügen schöner Worte nimmt kein Ende.
Wo angefangen war, geht es voran.
Zwar eher schleppend als behende,
und manchmal kriegt ein Reim erst ganz am Zeilenschluss so grade eben noch die Wende,
aber ach! – man tut halt, was man kann.

Man reimt es sich, so gut es geht, zusammen.
Mal trifft man den Reim Volley, mal mit Spann.
Nun ja … nach Auschwitz sind Gedichte, grad die strammen,
ja eh barbarisch. Doch wenn Endreime entflammen,
stimmt es mich sinnlos heiter dann und wann.

Ich kann nicht anders. Reime fliegen an wie Sprotten.
Und manchmal duften sie auch so im Endreimwahn.
Was solls! Ich dichte weiter astrein-seltsame Klamotten,
auch wenn die meisten ersten Zeilen eher unbehend über den Bildschirm trotten …
Nur frisch voran! Gedacht ist lang noch nicht getan.