Sachs Torpedo

Fragte man den feschen Gunther,
wie er zum Geld steht, wurd’ er munter:
»Viel muss es sein. Nicht diese Enge
des Wenigen. Es macht die Menge!«

Was ist am Geld, das wirklich zählt?
»Das Viele ist’s! Das Wenige quält.«
Was aber macht den Unterschied?
Er lächelte, als er verriet:

»Schau: Du bist arm und hast nicht viel,
so mangelt’s Dir an Sex-Appeal.
Ich jedoch bin reich und munter.
Drum bin ich auch der fesche Gunther.«

So sprach er, bis er nicht mehr sprach.
Seit kurzem liegt er gänzlich brach.
Ein wenig fehlt er mir mitunter.
Es hat sich ausgefescht beim Gunther.

Three Kings

Sie sind echte Kerle, sie reiten zu dritt.
Wo immer sie hingehn, gehn Goldkettchen mit.
Ob Weihrauch, ob Shisha, sie ziehen sich’s rein.
Im Morgengraun woll’n sie in Betlehem sein.

Sie nennen sich Achmed, Hilal und Khalid.
DolceGabana ist für sie der Hit.
Kamele getunt, Klamotten zu bunt.
Der Background der drei: Migrationshintergrund.

Arme voll Tattoos, Haargel wie Butter.
Zum Jesuskind wolln sie und zu seiner Mutter.
Josef wird cool sein, Maria kein Luder.
Wenn’s Ärger gibt, dann holt Khalid „seine Bruder“.

Sie sprechen zwei Sprachen. Und keine so richtig.
Wohin sie der Stern führt, ist gar nicht so wichtig:
In diesen Klamotten kommen die drei
an Betlehems Türsteher eh nicht vorbei.

Wehmütiges Glück

Das sind zwei scharfe Schwestern: Stereo und Mono.
Sie leben alle beide bei mir in meinem Phono.

Mal lausche ich der einen, mal höre ich die zweite.
Und jede Schwester zeigt sich dann von der besten Seite.

Stereo ist dramatisch. Viel größer – und auch runder.
Wenn sie ganz um mich rum ist, dann ist es wie ein Wunder.

Mono ist hingegen sehr viel direkter, klarer.
Sie ist zwar sehr zerbrechlich, doch geradeaus und wahrer.

Mit beiden bin ich glücklich. Nie kann es schöner sein
Und doch ist da ein Schatten, der liegt über uns drei’n.

Denn wie ich sie auch bitte, eins machen sie nicht mit.
So sehr ich es auch wünsche: Nie machen wir’s zu dritt.

Nur eine von den beiden, ob Stereo, ob Mono,
will jeweils mich umschwärmen. Nie tun sie’s unisono.

Sie sind da kategorisch. Und kommen separat
alleine stets zu mir vor meinen HiFi-Apparat

Fließt mir auch eine Träne – ich weiß: es ist all right!
Ich füge mich den Schwestern. Treffe eine nur zur Zeit.

Denn bei allem Verlangen nach einem Dreier-Stück
weiß ich doch um mein Mono- und um mein Stereo-Glück.

Marginalie

Ich weiß schon: In Euren großen Städten passiert sowas andauernd. Aber wenn in meiner Bäckerei der Optiker von nebenan mit beschlagener Brille volle Kraft voraus in die gealterte Primadonna von gegenüber hineinhastet, die schlaftrunken und schlappfüßig den Raum betritt – dann ist das hier in der Provinz schon mal eine Bemerkung wert.

Kleine Inselkunde

Wo vergraben Götterboten
ihre halbverwesten Toten?
Wo besaufen dann die Boten
sich mit trocknem, alten Roten?
Wo ist diesen Götterboten
das Fahrn mit flotten Motorbooten
trotzdem offiziell verboten?
Auf den Lofoten,
auf den Lofoten.

Wohin soll mit Schmuggelwaren
der Schmuggler jeden Mittwoch fahren?
Wohin ziehts die Schmuggelwaren,
wenn im Winter sie sich paaren?
Wo betrinken sich die Waren
– außer auf den Balearen –
unverzollt mit hartem Klaren?
Auf den Kanaren,
auf den Kanaren.

Cinematographische Amnesie

Ich weiß lediglich: Es war die Berlinale im Jahr 2001. Das kann ich aus den Notizen noch herauslesen. Aber kann mir irgendjemand sagen, was das bitteschön für ein Film gewesen sein soll, den ich auf einer orangefarbenen Karteikarte mit diesen drei Sätzen zusammengefasst habe: „Die Musik stöhnt. Hüte Dich vor bärtigen Frauen! Jesus, jemand liegt auf mir.“ Hat ihn vielleicht jemand auf DVD?