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Karaoke Mallorca Hits Vol. 5Track 3 – Lyrics

(Intro)
Die Stimmung sinkt zum Nullpunkt?
Das darf ja wohl nicht sein!
Der Party geht die Luft aus?
Lad’ uns doch einfach ein!
*
Wir sind die Philosophen
und bringen Spaß en masse!
Wir können nicht nur quasseln,
nein, wir vertragen was!

(Strophe)
Denn Sophokles ist Schluckspecht,
Heidegger kippt gern Schnaps.
Horkheimer steht auf Wodka,
Freud säuft viel – wie sein Paps.
*
Auf Trester steht Spinoza,
Tequilla liebt Herr Kant.
Sokrates preist das Saufen,
Platon hat das erkannt.

(Refrain)
Die Welt ist alles, was der
Fall ist. Ist das nicht toll?
Jetzt lasst uns einen heben,
heut saufen wir uns voll.
*
Wir sind die Party-Luder
mit viel Verstand und Grips.
Wir nähern unerschrocken
uns Welt und Geist und Schwips.

(Strophe)
Fritz Engels nippt am Bayleys,
den Whisky zischt Karl Marx.
Champagner nur trinkt Nietzsche:
„Ich Übermensch vertrag’s!“
*
Adorno ordert Weizen,
Schnaps gibt’s für Wittgenstein.
Pastisse für Monsieur Sarte,
Foucault kriegt schweren Wein.

(Refrain und Schluss)
Wir sind für jede Feier
ein festes Fundament.
Wir rocken und wir rollen
bis hier die Hütte brennt:
*
Der Ausgang aus der selbstver-
schuldeten Unmündig-
keit ist ein Partykracher
für sie und ihn und dich.

The real Helden

Superman kann sie nicht stoppen,
wenn die Jungs dem Ball nachfegen.
Jesus kann gehackt sich legen.
Batman würden sie verkloppen.

Champions League ist nichts für Hulk.
Wenn die Teams ihr Spiel entfachen,
kämpfend ineinanderkrachen,
bleibt von ihm bloß grüner Kalk.

Auch die X-Men sind nur Rost,
wenn sie, statt in Heldentaten,
in dies Endspiel reingeraten.
Wondergirl wird zu Kompost.

Sogar Spidy ists zuviel.
Nichts, was er zu bieten hätte
gegen diese Viererkette,
falsche Neun und Kurzspassspiel.

Dies sind jetzt die wahren Helden:
Dortmund – so sehn Winner aus!
Bayern – alle andern raus!
Niemand sonst hat was zu melden.

Champions League, du Todgeküsste!
Unsre jungen wackren Recken
sind Europas Fußball-Schrecken.
Lauter deutsche Heldenbrüste!

Ach, wenn das doch der Führer wüßte.

Nachträglich zum Geburtstag(5. Mai)

Ganz und gar im Kierkegaardschen Sinne
denk ich manchmal, dass ich ziemlich spinne.
Denn sein Dreisatz für die Menschen-Werdung
findet bei mir einfach keine Erdung.

a) Ich bin von Haus aus nicht ästhetisch.
b) Ich lebe nicht korrekt und ethisch.
c) Ich bin schon gar nicht religiös.
Eher aufgeregt libidinös.

So. Was sagt dazu jetzt unser Søren?
Dies: Das täte ihn nicht weiter stören!
Na, dann nichts für ungut, alter Däne.
Dachte nur, dass ich’s mal kurz erwähne.

Warnung vor der Stadt der Lesung

Deine Aussichten sind finster.
Dichter, sei bloß auf der Hut!
Goethe schlief zwar mal in Münster,
doch er schlief nicht wirklich gut.

Schlief nicht in Westfalens Frieden.
Wälzte schwer sich durch die Nacht.
Hat die Stadt danach gemieden.
Dichter, hast Du das bedacht?

Münster wird zu Recht verdächtigt.
Dichter, Du, vergesse nicht:
Nachdem Herr Goethe hier genächtigt,
gelang ihm jahrlang kein Poem.

Seit neulich

Seit neulich bin ich ungeküsst.
Das tut ganz seltsam weh.
Als Mensch-Faksimile
häng ich im Weltenbaugerüst.

Mir fehlt – ach, wenn ich das nur wüsst!
Was ist es denn? Herrjeh!
Was mangelt mir? Kaffee?
Das süße Körper-Geist-Gelüst?

Mir fehlt kein zweisam Welterklärn.
Mir fehlt kein Du-sei-mein.
Mir fehlt kein liebes Herzbeschwern.

Mir fehlt nicht Seelenpein.
Es fehlt, ich kann mich nicht erwehrn,
dies süße Küssen ganz allein.

Gespräche mit Gott 01

Gott spricht verschwörerisch und leise.
»Das Beste am HD-TV?
Erkläre ich Dir ganz genau!«
Er dreht die Augen wirr im Kreise,

sieht sich kurz um, und nuschelt rau
wie einer dieser weisen Greise:
»Das Fernseh zeigt als Gottbeweise
doch abends immer diese Frau …

Ich schuf HD, denn solcherweise
seh ich sehr scharf den Körperbau
der süssen großen blonden Meise:

Judith Rakers, Tagesschau –
ihr Anblick ist mir Götterspeise!«
Ich glaub es gern und denke: Wow!

Warten

Sanft und flach kommt sie daher:
Frühlingssonne ist ein Luder.
Blinzelnd schau ich nach dem Bruder
im urbanen Hin und Her.

Club-Musik tut fast kaum weh.
Lesend sitzen Damen hier.
Herren trinken warmes Bier.
Julius Meinl macht Kaffee.

Langer lahmer Nachmittag.
Wärme hüllt mir sanft die Stirn,
wie ein Seiden-Sarkophag.

Strahlend treibt der Sonnenzwirn
mir mit frühlingshaftem Schlag
drei, vier Knospen aus dem Hirn.

Glückstag

Plötzlich dann, wie ausgewechselt,
steht er glücklich rum im Leben.
Dabei hatte er doch eben
noch am Unglück rumgedrechselt.

Und jetzt dieses Wohlgeschick!
Plötzlich diese große Weite!
Grüßend tritt er an die Seite,
lächelnd grüßt die Welt zurück.

So geht’s also auch – bescheiden
denkt er: Dass ich das erlebe!
„Na, wie wär’s denn mit uns beiden?“,

spricht zu ihm das Weltgewebe.
„Gern!“ Und bis zum nächsten Leiden
hängt das Unglück in der Schwebe.

Wenn sich das WIR entscheidet

Es lebt das allerletzte WIR
ja als Savannen-Einzeltier
im letzten Zentrum der Moderne
bei Castrop-Rauxel neben Herne.

Das WIR ist eine bunte Mischung
aus Huhn und Reh. Und dank Verfischung
hat es ganz norddeutsch auch drei Flossen
und gibt sich gern mal weltverdrossen.

Es fremdelt und es einzelgeht,
weil’s niemand gibt, der es versteht.
So streift es tranig und allein
durchs Land, schaut nie bei Freunden rein,

trinkt nie in Wohnzimmern Kaffee,
und spricht nie Klartext. Tut’s auch weh:
Das WIR ist geistig ziemlich lau
und insgesamt ne dumme Sau.

Nur wenn es losgeht mit der Brunft
versucht’s das Dummtier mit Vernunft.
Entscheidet sich als Letztinstanzler
zur Paarungszeit: WIR werden Kanzler.

Jedoch, ihm fehlt der Gegenpart –
ist’s doch das letzte seiner Art.
Da weint das WIR, und schrecklich weh
tut’s auch der Tante SPD.

Da kann das WIR es lang versuchen.
So wird’s nichts. Leider. Pustekuchen.