Es hat der Kardinäle-Clan
gewählt im kleinen Vatikan.
Kopfsteht das Katholikenstädtchen:
Der neue Papst – es ist ein Mädchen!
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FÜR EIN HIER NICHT ANWESENDES BILD
Liebevoll dreht sich im Kreise
jeder Mensch auf seine Weise.
Einer trommelt für sein Geld,
einer knattert durch die Welt,
einer haut mit dünnen Stöcken,
einer saust auf schnellen Böcken,
einer nervt die Nachbarn leise,
einer macht ne Mopedreise,
einer jazzt und rockt sehr gut,
einer hat Benzin im Blut.
Allen aber ist gemein:
Am Ende holt sie sich Freund Hein.
Und plötzlich stehn wir hier
Mein Stammcafé? Mein Stammcafé ist eine schöne Frau.
Stark, kraftvoll, fähig, meinen Gram zu lindern.
Es ist der Ort, dem ich mich anvertrau.
Nun schließt es – und wie bitte sage ich’s den Kindern?
Mein Stammcafé? Mein Stammcafé ist wie ein kleiner Mann:
fragil und scheu. Und bald schon ist es fort.
Es gibt nichts, was man da noch tun kann.
Und doch: Es bleiben Fragen, heute, hier an diesem Ort:
Wo soll ich denn von nun an melancholisch sitzen?
Wo darf demnächst ich nach Verzehr noch gerne bleiben?
Wo soll ich nächstens nach dem Grappa schwitzen?
Wo soll ich lesen, wo im Herbst die langen Briefe schreiben?
Wo soll Susann nun Angst vor Wespen haben?
Wo hört nun Thomas Freitags seine Stimmen?
Wo sollen wir uns vor des Lebens Zumutung vergraben
an guten Tagen und an schlimmen?
Wo bitte sonst erwartet uns ein Füllhorn leckrer Gaben?
Wo bitte sonst schmeckt Kuchen zart nach Bach-Kantaten?
Wo bitte solln in Zukunft wir uns laben,
die wir Genüsse suchen nicht aus Automaten?
Und: Wo bitte geht die GAGGIA hin, um still und leis demnächst zu sterben?
Wer wird bis dahin denn für sie noch sorgen?
Wird sie ein Schrotthandel zum Einschmelzen erwerben?
Ach, ohne GAGGIA seh ich heut für uns kein Morgen!
Soviele Dinge, die nun wohl nicht mehr geschehen.
Kloppo beispielsweise war noch niemals im Café.
Auch Monsiueur Depardieu ward hier noch nie gesehen.
Obwohl – um den ists nun egal, das tut nicht weiter weh
Nie wieder aber eine Tafelrunde voll Geschmäcker.
Nie wieder eine Vernissage mit Krach und Schmiss.
Nie wieder Rote-Beete-Mittagstisch-Geklecker.
Nie wieder zuschauen bei der Kuchen-Genesis.
Nie wieder Negerjazz am Tag vorm letzten Tag des Jahres.
Nie wieder wirds geschehn, das hier etwas geschehen wird.
Nie wieder dies entspannte Lächeln im Gesicht des Paares,
das hier den Laden jahrelang so bravourös organisiert
Es wird nie eine Talkshow geben, hier im Echt,
und eine 50. Geburtstagsfeier nicht von mir.
Es wird – das ist mir alles andere als recht –
so schnell nichts wieder geben, wo so gerne Teil ich bin vom WIR.
Dabei hat alles doch so wild begonnen.
Mit Renovierung, Opening und mit Berliner Krach.
Mit Durcheinander, Chaos. Fast zerronnen
wär das Café schon kurz nach Öffnung! Aber ach!
Nach großem Personalverlust hier an der Ecke Kaiser/Garten
stieg rasch und schön dann weißer Rauch aus dem Kamin.
Darauf schien Menden und das Café Echt zu warten:
Der Heilge Geist hat damals sich entschieden für Janine!
Soviele Irrungen und Wirrungen und Dramen
und Lustspiele, Tragödien, Gebete.
Soviel Veränderung, soviel verschiedne Damen
Und mittendrin die mächtige Konstante: Margarete!
Nun also ist der Vorhang zu und alle Fragen offen.
Es kreischen meine Nerven im Tumult.
Ich weiß: Es gibt da nichts zu betteln und zu hoffen.
Nur dies noch: Wer zum Teufel ist an diesem Scheißdreck schuld?
Wenn ihr uns bekochtet, aßen wir dann nicht?
Wenn ihr uns freudig überraschtet, freuten wir uns nicht?
Wenn ihr uns die Rechnung präsentiertet, zahlten wir sie nicht?
Wenn ihr uns auf Wiedersehen sagtet, sahen wir uns dann nicht wieder?
Haben wir denn nicht genug getrunken?
Aßen wir denn nicht soviel wir konnten?
Betrogen wir euch etwa in den anderen Spelunken?
Sehnten wir uns je nach andrem hinter fernen Horizonten?
Mitnichten – alle machten alles richtig.
Ihr machtet alles richtig, und auch wir.
So ist das wohl im Leben: Viel scheint wichtig
und kaum was ists – und plötzlich stehn wir hier.
Es nutzt ja nichts: Wir sind ja alle längst erwachsen.
Es nutzt ja nichts: Da beißt die Maus kein’ Faden ab.
Es nutzt ja nichts: Kein Witz, kein Reim, und keine Faxen.
Es ist das was es ist: Und alles andre – Papperlapapp!
Seit heute sitzt der Weltengram mir wieder locker.
Seit heute wird in meinem Leben wieder scharf geschossen.
Seit heute bin verurteilt ich zum Stubenhocker.
Seit heute nämlich hat mein Stammcafé geschlossen.
Für ein hier nicht anwesendes Bild
Wenn in trüben dunklen Stunden
(Winter noch nicht überwunden!)
Dunkelheit mich schrecken kann,
seh ich dieses Bild mir an.
Drei Millionen ANSI-Lumen
leuchten krass aus diesen Blumen.
Licht, die visuelle Sau,
strahlt hier grün, orange und blau.
Und gleich streifen mich die Wonnen
heller noch als tausend Sonnen.
Dafür gibt’s Fotografie:
Stimmungsleuchtentherapie!
Familienaufstellung
Die Tragik ist die Tochter des Verbrechens
Der Schlaf ist Bruder von Gevatter Tod
Das Phlegma ist der Schwager des Versprechens
Erlaubnis ist die Tante vom Verbot
Die Nichten aller Feste sind die Sausen
Die Mütter aller Schlachten sind der Krieg
Die Onkel aller Duschen heißen Brausen
Die Vettern aller Niederlagen Sieg
Zum Ururenkel hat der Spaß die Komik
Zum Großcousin hat jeder Knall den Schuss
Zum Paps hat der Cartoon die Physiognomik
Zur Oma jeder Text auch einen Schluss
Tageslosung
Die Türen springen auf mit einem Piep.
Das Auto spricht: Ich hab dich furchtbar lieb.
Tja.
Es ist schon spät.
Wer jetzt nicht kräht
wird lang allein sein. Niemand brät
ihm dann noch einen Storch. Too late.
Time
Wein besorgt. Zu laut die Leute
um mich rum und überall.
Ständig dieser Sprachdurchfall.
Bin des Wahnsinns fette Beute.
Dünne Luft und dicke Hose.
Augenkrebs von Schlimm und Bunt.
Schmerzhafter Synapsenschwund.
Fühle mich wie Herbstzeitlose.
Zeit, dass Frühling kommt und geht,
dass der Winter sich verpisst,
dass bald endlich Sommer ist.
Zeit, dass mich der Wind verweht.
Es kann was es kann
Hergehört jetzt, alle Mann!
Da beisst die Maus kein’ Faden ab:
Nur Liebe kann, was Liebe kann!
Alles andre: Papplapapp!
Das kann kein Alkohol, kein Rausch,
kein Yogasport, kein Ausdruckstanz.
Das kann nicht Sex, nicht Bärenflausch,
und nicht die Lust – nur Liebe kann’s!
Vor allem kann’s nicht der Friseur.
Der Maler kann’s nicht, sowieso.
Nicht Goldschmied und nicht Ingenieur.
Nicht mal der König Salomo!
Es kann die Liebe immer nur,
was Liebe kann. Habt ihr’s kapiert?
Merkt brav Euch diese Denkfigur.
Ist gar nicht furchtbar kompliziert:
Die Liebe nur kann dich erhöh’n,
kann leicht sein und so schwer wie Blei,
kann hässlich sein und wunderschön,
und schneller als du willst, vorbei.
Abend
Der Tag war heut nicht Fleisch, nicht Fisch.
Dann muss es jetzt wohl Heymann sein.
Und natürlich Löwenstein.
Nichts andres kommt mir auf den Tisch.