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Spätsommer-Nachtrag

Der Himmel leuchtet blau und voll Kondens
Die Sonne steht ganz ganz ganz ganz weit oben
Die Sommerhitze wuchtbrummt sehr immens
und die Synapsen meines Stammhirns toben

Die Lust vergeht nicht und bleibt weiter groß
Die Sehnsucht kapert mittschiffs meine Welten
Gedanken lächeln beim Zusammenstoß
von Dir und mir, uns Freudebrustgeschwellten

Hellstes Unbunt

Schwer unbeeindruckt ziehen Schwäne Kreise.
Am andern Ufer seh ich Mädchen winken.
Ich lasse den Revolver langsam sinken.
Jetzt ist noch nicht das Ende meiner Reise.

Bis auf die Schwäne ist der See verwaist.
Die Mädchen rufen etwas übers Wasser.
Der Wunsch nach Stille, er wird still und blasser.
Und einmal mehr bin ich nicht Herr von Kleist.

Der Schmerz, die mir ureigene Domäne,
ist hier am See ganz leicht. Ein schlichtes »Doch!«
steht überraschend wo ein »Nein!« ich wähne.

Am Ufer heut ziert meinen Kopf kein Loch.
Es hindern mich die Mädchen und die Schwäne.
Die einen schon ganz weiß, die andern noch.

Fast die Wahrheit

Drohnenpilot Hubert

Spanner sein war Huberts Traum
schon früher, als er hoch im Baum
vorm Schwimmbad saß, grad dreizehn Jahr.
Gerichtet war sein Augenpaar

auf eine Umkleidekabine,
wo seine Schulfreundin Sabine …
doch das ist ja schon lange her.
Heut denkt er sich: So richtig schwer

kann Drohnen fliegen auch nicht sein.
Das ist mein Traum, da steig ich ein:
Drohnenpilot. Ha! Tiptop!
Das Spannen mache ich zum Job.

Im ultraleichten Drohnending
träumt Hubert sich als Drohnenking.
Von oben, wo sich Wolken blähen
tät er dann nach Verbotnem spähen.

Der Hubert säh, wo du grad bist.
Der Hubert wüßte, was du isst.
Der Hubert knipste Mullahs Bart,
und Sex vom Ahmadinedschad,

den Kim Jong-Il beim Kinderfressen,
Obama, wenn er selbstvergessen
am Sack sich kratzt. Nur Sarkozy,
der ist zu klein, den säh er nie.

Der Hubert im Aeroplan
schaut Weibern nach in Pakistan
gafft runter kurz auf Heilgendamm
und fühlt sich dabei stark und stramm.

So wär es, wenn er Späher wäre,
hoch oben in der Atmosphäre.
Er knipste durch ein kleines Loch
die ganze weite Welt. Jedoch:

Was muss er in der Zeitung lesen?
Ein Drohnenabschuss ist gewesen?
Iran hat auf das Ding geschossen,
und doch ist da kein Blut geflossen?

Das war dem Hubert nicht bekannt:
Die Drohne ist stets unbemannt?!
Drohnenpilot – aus der Traum.
Jetzt muss er wieder auf den Baum.

Für schlechte Zeiten

Des Lebens gute Laune schweigt nun stille.
Es singt und lärmt nicht mehr der hohe Ton.
Nicht wirft dich mehr herum die Illusion.
Die Klarheit herrscht. Und ist dir bittre Pille.

Das Plattenleben endet mit der Rille.
Wo Schluss ist, da ist Schluss. Eine Lektion.
Du willst das nicht. Du denkst: Provokation.
Doch existiert kein Plan. Kein letzter Wille.

Drum füg Dich sanft. Sei einsichtig mit Macht.
Gib Mühe dir und Zeit, dich zu verlieren.
Des Universums raumvoll tiefe Pracht

will kein Exempel an dir statuieren.
Sie kann das nicht. Sie ist von dir gemacht.
Das könnte dich am Ende amüsieren.

Das Tagwerk

Die Zeitung blanchiert und die Socken gestopft
das Kätzchen gebügelt, den Hund abgetropft.
Mit Viererpasch schnell noch beim Schach aufgetrumpft,
danach ein klein wenig mit Goethe versumpft.

Den Hamster gebohnert, den Grenzstein verrückt,
den Teletubbies die Daumen gedrückt,
die Badelatschen frisch rosa lackiert.
Ansonsten ist heute nichts Großes passiert.

Kein Erdteil erobert. Nur Kleinkram geschafft.
Das Leben gelebt, davon kaum was gerafft.
Das Tagwerk erledigt. Nichts Tolles vollbracht.
Der Tag geht zuende. Tschüss, Ciao, Gute Nacht.

Was ich kann

Bin ein junger schlanker Mann,
zeige dir gern, was ich kann.
Rolle rückwärts und zwei Kerzen,
Handstandüberschlag. Von Herzen
zeig ich dir, du Männertraum,
meinen schönsten Purzelbaum.

Drehe dir ein rundes Rad,
stürze mich in den Spagat.
Reißt es auch in meinen Beinen:
dir, du schlanker, süßer Kleinen,
zeige ich gern, was ich kann.
Bin ein junger schlanker Mann.