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Unterwegs ins Eidgenössische

Die Frauen werden schöner jetzt und kleiner
Die Spatzen schnappen frech nach noch mehr Brot
Die Ohren, Nasen, Lippen sind hier feiner
Am Ufer liegt ein grauer Schwan – halbtot

Die Frauen haben süße kleine Hintern
Das Schiff legt tutend ab – vor mir der See
Bei solchen Hintern will ich gerne überwintern
Auf einer Lichtung, sieht man, steht ein Reh

Den falsch bestellten Kaffee trinkt der Kellner
Die Frauen sehen mich sehr fragend an
Die Wäsche wühlt gelangweilt müd ein Zöllner
Alleine komme ich alleine an

Der alte Kritikaster

Heute: Arthur C. Clarke, Bertolt Brecht, Tibor R.

Thomas Mann zu Arthur Clarke:
»Mensch, Du schreibst vielleicht ’n Quark!«
Clarke sah ihn sehr lange an.
»Danke für die Wahrheit, Mann!«

Thomas Mann zu Bertolt Brecht:
»Was Sie schreiben: Alles schlecht!
Was ich auch von Ihnen lese,
hier: Dreigroschenoper – Käse!
Dort Ihr Baal – ich bitte Sie!!
Die Gedichte? Feuchtes Knie!!!
Was Sie von den Weibern schreiben,
lassen Sie von nun an bleiben.
Wen soll Ihr Herr K bescheißen?
Was soll das hier bitte heißen:
An die Nachgeborenen? Ich kann
es nicht mehr lesen, Mann!«

Thomas Mann zu Tibor R.:
»Was Sie schreiben, werter Herr,
ist hingegen wohlgebaut.
Selten noch hab ich verdaut
Worte, die mir wohlgefügter,
Sätze, die mich je vergnügter
auf die Knie sinken ließen.
Diesen Umstand zu begießen
reise ich am Dienstag an.
Stell’n Sie Sekt kalt. Thomas Mann.«

Dem Kater frühmorgens die Liebe deutend

Schau mich nicht an mit diesem Blick! Grade ihr Katzen
solltet doch wissen, wie es ist, sich zu verlieben:
Wie man beim Wein sitzt bis früh morgens kurz nach sieben,
wie man verquere Dinge lallt in tief verguckte Fratzen.

Grade Ihr Katzen solltet wissen, wie das ist:
Auf Dachterassen schwerst verliebt zu sitzen.
Und dass das geht: beim kleinsten Rascheln und Berühren schwitzen,
weil man es als Beweis nimmt für: Es ist das, was es ist.

Wer, wenn nicht ihr, ihr Löwen, Jaguar und Tiger,
weiß besser was das soll: versinken in dem andern
mit Krallen und mit Zähnen – wie beim Seelenwandern.
Schön sanft sein und trotzdem ein Krieger.

Du putzt den Bart und tust, als ob Du garnichts willst:
Ein Nacht-Genießer schweigt, sitzt da mit einem Schnurren.
Das tu ich auch jetzt – gern und ohne Murren
geh ich ins Bett und bin mucksmäuschenstillst.

Mit 14

(zum Geburtstag)

Mit 14 muss man nicht mehr lang auf 15 warten.
Mit 14 ist man engel- oder ekelhaft.
Mit 14 gehört man zu den arg bedrohten Arten.
Mit 14 wird man auch schon vom Gesetz bestraft.

Mit 14 pflegt man seine Eigenarten
noch stärker als mit 13 oder 12.
Mit 14 erscheint einem ein Birnengarten
nicht mehr so seltsam wie mit 11.

Mit 14 geht die Sonne morgens auf.
Mit 14 geht sie abends wieder unter.
Mit 14 bläst das Leben sich schon auf.
Mit 14 ordnet man die Welt sich unter.

Mit 14 kann man vieles schon viel besser.
Und manches richtig. Und den Rest ok.
Mit 14 schnappt man auf wie ein Schnappmesser
und vieles tut schon nicht mehr ganz so weh.

Mit 14 ist man keineswegs mehr mittel.
Mit 14 quatscht man Heißluft wie ein Fön.
Mit 14 ist man von Vier-Zwei ein Drittel.
Mit 14 ist man groß und stark und schön.

Mit 14 macht man nur noch gute Taten.
Bei all den schlechten war man ja noch klein.
Mit 14 hat man supertolle Karten.
Und es erstrahlt das ganze große Sein.

Mit 14 muss man nicht mehr auf die Eltern warten.
Mit 14 fängt ein neuer Teil des Lebens an.
Mit 14 muss man sehr nett sein zu Paten.
Mit 14 fühlt man sich wie Watte an.

Beim Juwelier

Dein Körper ist ein Edelstein,
Dein Nabel ein Smaragd.
Wer will da angezogen sein?
Ich mach mich schonmal nackt.

Denn ich bin auch ein Diamant,
Smaragd, Bernstein, Rubin.
Und Edelstein und Edelstein
Ziehts zueinander hin.

So reise ich als Werttransport
Von sehr sehr hohem Wert
Zu Dir in Deinen Lieblingsort
Wo sich mein Wert vermehrt.

Denn: Ein Karat plus einer mehr
Ist mehr als eins plus eins.
Ich bin Dein Schmuckstück, bitte sehr!
Und Du sei bitte meins.

Variationen vom Poesiealbum an geöltem Du und Dir

Ich bin nicht mehr allein.
Was meins war, ist jetzt Dein:
Mein Haar, mein Bauch, mein Schuh,
Das geb ich Deinem Du.

Ich nehme Dir dafür ab:
Dein Leid, Dein Schwipp, Dein Schwapp.
Und lasse Dir in Ruh:
Dein Dings, Dein Bumms, Dein Du.

Das habe ich für Dich:
Mein Toast, mein Hemd, mein Ich.
Was Du hast, kommt hinzu:
Dein Kaffee und Dein Du.

Was ich Dir geben mag:
Mein Herz, mein Scherz, mein Arg.
Ich greife dafür zu
Beim Dich, beim Dir, beim Du

Und bin von nun an leicht.
Denn alles von Dir reicht
Auch noch für mich dazu.
So voll und reich bist Du.

Ich lutsche Deine Lust.
Zerbeisse Dir den Frust.
Schließ meine Augen zu
Und bin beglückt vom Du.

Hab keine Angst vor mir
Ich lasse uns Dein Dir.
Du kannst ja nix dazu –
Du bist und bleibst halt Du.

P.S. Dein schönes Du
gehört ab jetzt dazu.
Gehört ab jetzt zu mir,
so wie mein Ich zu Dir.

Tja.

Das wird mir wohl nicht mehr gelingen:
Die Schäfchen heil ins Trockne bringen.

Das wird sich für mich nicht mehr fügen:
Bei reichen, warmen Witwen liegen.

Das kann ich dann wohl sorglos knicken:
Im Ruhestand noch richtig ticken.

Das wird für mich schon gar nichts werden:
Beerdigt in geweihten Erden.

Und ich kann auch getrost vergessen:
Viel Schlafen und gesundes Essen.

Dann kann mich auch am Arsche lecken:
Die Sorge ums verarmt Verrecken.

Und mir kann auch gestohlen bleiben:
Das Schreiben und Gedichtereimen.