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Bleib ruhig daheim!

(Wesentliches zum Werk des Reisemalers Schollenberger)

Kannst Dir Deine Reisen sparen.
Rom, Sorrent, was willst Du dort?
Musst nicht nach Italien fahren,
fährst ja doch gleich wieder fort.

San Francisco und New York
sind real nur leidlich grau,
schmecken säuerlich nach Kork.
Anders in der Bilderschau:

Schollenberger, auf Papieren,
liebt es, sich mit offnem Blick
in fremden Farben zu verlieren.
So geht Malers Malerglück!

Rot wie nie malt er Berlin.
Tanzt Paris die Liebesbalz.
Jedem Ort gibt er sich hin,
Schollenberger aus der Pfalz!

Zeigt uns in den Vernissagen,
farbig, voller Saus und Braus,
Bilder seiner Weltpassagen:
farbenfroher Augenschmaus.

Der Reisemaler

Schau, der Maler sucht die Ferne.
Schau, er malt sich durch die Welt.
Schau, er reist und schaut so gerne.
Was er sieht, wird vorgestellt:

Speyer, Rom, Paris, Berlin,
Rendsburg, Wilder Wein und Kork,
Wingert, Positano, Wien,
California und New York.

Überall die selbe Sonne,
überall die selbe Luft.
Farben gleich und gleiche Wonne,
überall der gleiche Duft.

Unser Maler aber macht
das Besondere, das Wahre,
aus dem Gleichen. Über Nacht
schafft er einzigartig klare
Bilder. Mit der Farbfanfare.

Analoge Abrüstung

Nasche ich vom Kirschkompott,
tröte ich auf dem Fagott,
plane ich den Staatsbankrott
– weiß es gleich der liebe Gott.

Wem ich auf die Eier geh,
wem ich bald den Hals rumdreh,
wem ich auf den Hintern seh
– weiß schon lang der BND.

Dass der Vater mit dem Sohne,
dass ich bade, oben ohne,
dass ich noch bei Mutti wohne
– weiß dank Teleskop die Drohne.

Doch von Schatzis Mundgeruch,
meinem nächtlichen Besuch,
und von Hamsters Flugversuch
– weiß allein mein Tagebuch.

Für ein hier nicht anwesendes Bild

Als Gott mal jüngst in Sendling war,
da zauberte er wunderbar:
Er ließ, ganz leicht und wie aus Tüll
Buchstaben schweben überm Müll.

Die einen hell, die andern dunkel,
ein Typo-grau-in-grau-Gefunkel.
Dem Ä schuf er 2 schöne Striche,
der Tonne 4 Reserve-Iche.

Dann musste er, um kurz nach vier,
zu Freunden auf ein kleines Bier.
Er lief, um sich nicht zu verspäten,
und hinterließ Antiquitäten.

(das zugehörige Bild gibt’s hier)

Freunde fürs Leben

Obama lädt Herrn Putin aus,
Herrn Putin macht sich nichts daraus.
Er fängt stattdessen einen Stör
und ringt mit einem Zirkusbär.

Obama wird vor Zorn ganz blass.
Herr Putin aber pfeift sich was,
lässt oben ohne Pferde weiden
und sich von seiner Alten scheiden.

Danach befiehlt er rasch Asyl.
Obama ärgert das Kalkül,
es platzt ihm fast der Hemdenkragen.
Herr Putin fliegt zum Tigerjagen.

Er schießt und trifft mit jedem Schuss,
kämpft Judo wie ein Zerberus,
dann taucht er, grinsend und spontan,
hinunter in den Ozean.

Da bleibt er bis zum Weltrekord.
Obama tobt in einem fort
durchs Weiße Haus, ruft lautstark „Fuck!“
und trifft statt Putin Donald Duck.

In die Pfalz

Brücken strecken sich und fliehen,
ICEs nach Süden ziehen.
Drinnen suche ich das Weite,
leider auf der Sonnenseite.

Tropfen platschen auf die Zeitung,
Funken schlägt die Oberleitung.
Husch, der Zug huscht hitzig schnell.
Nachbar schreibt Geschäftsmodell.

Kind am Fenster: Da, die Flieger!
Dort der Raddampferanlieger!
Hier die Sonne, da der Rhein!
Kanns nicht etwas kühler sein?!

Kann es eben leider nicht.
Land verglüht im Sonnenlicht,
ich verglühe mit und dann
quatscht mich noch der Nachbar an.

Vom Geschäft, von Frau und Kind,
Worte wie ein Wüstenwind.
Trocken staubig seine Rede.
Ich begreife stante pede:

Der geht mir jetzt wohl bis Speyer
ganz gehörig auf die Eier.

Von um die Ecke

Ein Knall. Dann noch ein Knall. Ein Schrei.
Es knallte zweimal. Jemand schrie.
Ein Doppelknall. Gebrüll. Vorbei.
So etwas hört man hier sonst nie.

Es ging dann später nochmal los.
Ein Heulen nach dem Zweierknall.
Ein Kreischen. Knallen. Wie ein Stoß.
So etwas war noch nie der Fall.

Ein Ruf am Ende zweier Knalls.
Was dann geschah, war sehr gestört.
Ein stilles Gröhlen. Jedenfalls:
So etwas ist doch unerhört.

Pretty Good Privacy

Wenn die Gertrud und die andern
Damen durch Gespräche wandern –
was die denen dann erzählt:
Was wir essen, wer wen wählt!

Lässt sich nicht am Quatschen hindern,
schwatzt von unsern Kindeskindern,
über dies und das und Dings,
wer liegt rechts und wer liegt links.

Sie erzählt von all den Sachen,
die wir untenrum so machen,
wie wir durch die Betten toben,
was wir nachts im Schuppen proben.

Plappert alles in die Welt.
Das wird demnächst abgestellt!
Eines weiß ich ganz genau:
Ich verschlüssel meine Frau.