Flüenen, Zentralschweiz, 29.7.
15.00 Uhr
Die Katastrophenfamilie. Denen ist grad vom Wind getrieben am Schiffsanleger Flüenen der Kinderwagen in den See gestürzt. Inklusive Brieftasche und Videokamera. Und Fernglas. Und allem. Exklusive Kind. Wie immer bekam ich alles nur aus den Augenwinkeln mit und zu spät. Mutter schreit Vater an. Vater nimmt sich nach kurzem Zurückschreien ein Herz und springt dem Wagen in das Hafenbecken nach. Tropfende Beute. Man hilft. Passanten greifen zu, stehen herum, feixend, kopfschüttelnd, die Arme in die Seiten gestemmt. Vater untersucht tropfnass die Videokamera. Mutter obduziert Brieftasche, Kinderkleidung und das Fernglas. Vater stopft zusammengedrehte Papiertaschentücher in die Kameraöffnungen. Hoffnung auf Besserung: Batterieteil abmachen, pusten, Batterieteil dranmachen. Mutter trocknet Vaters Espandrillos auf einem Stein am Kai. Vater schreit das Kind an, das sich neben ihn ans Wasser stellt.
Jetzt sitze ich zusammen mit ihnen an Bord eines Dampfers und fahre zurück nach Brunnen. Ich weiß nicht, ob ich mich sicher fühlen soll mit denen zusammen auf dem See. Ich werde meine Siebensachen sprungbereit neben mir an Deck haben.